Die fortschreitende Digitalisierung gewinnt in der breiten Bevölkerung immer mehr an Akzeptanz. Auch im Gesundheitssektor ermöglicht die Digitalisierung kosteneffizienteres Arbeiten, präzisere Diagnosen und innovative Therapieansätze sowie eine bessere Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren im Markt. Trotzdem hinkt die Schweiz bei der digitalen Transformation des Gesundheitswesens im europäischen Vergleich hinterher. Um mit den Vorreitern gleichzuziehen und das Schweizer Gesundheitssystem zukunftsfähig zu machen, müssen die Chancen der digitalen Transformation zwingend genutzt werden.
Die Studie von Oliver Wyman hat den aktuellen Stand der digitalen Transformation im Gesundheitswesen in der Schweiz untersucht. Dabei wurden auch die vorhandene Infrastruktur und Regulierungen beleuchtet, um Herausforderungen, Nutzen und Zukunftspotenziale zu identifizieren. Die Studie zeigt, dass die Schweiz im Vergleich zu anderen europäischen Ländern bei der digitalen Transformation zurückbleibt.
Dabei werden vier zentrale Herausforderungen identifiziert: die regulatorischen Rahmenbedingungen, die Finanzierung von Innovationen, das fehlende Bewusstsein für digitale Lösungen und die Interoperabilität von Technologien und Daten. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, empfiehlt Oliver Wyman zielgerichtete Massnahmen.
Aktueller Stand der digitalen Transformation im Schweizer Gesundheitswesen
Die Schweiz weist hohe Gesundheitsausgaben auf und zeichnet sich durch eine herausragende Innovationskraft aus. Dennoch hinkt sie bei der digitalen Transformation des Gesundheitswesens hinterher und belegt belegt im Digital Health Index im Vergleich mit ausgewählten EU- und OECD-Ländern nur Platz 14. Angesichts der steigenden Gesundheitskosten wäre es aber besonders wichtig die digitale Transformation voranzutreiben. Denn es besteht ein grosses Einsparpotenzial durch digitale Lösungen, insbesondere im Bereich der Diagnose und Behandlung, der Gesundheitsprozesse und der digitalen Infrastruktur.
Die Studie bestätigt, dass die Schweiz bei der digitalen Transformation erheblichen Verbesserungsbedarf aufweist. Die Mehrheit der befragten Experten empfindet die Schweiz im europäischen Vergleich als unterentwickelt (Abbildung 1) und identifiziert vier zentrale Herausforderungen: die regulatorischen Rahmenbedingungen, die Finanzierung von Innovationen, das fehlende Bewusstsein für digitale Lösungen und die mangelnde Interoperabilität von Technologien und Daten.
Vorteile der beschleunigten Digitalisierung in der Schweiz
Obwohl die Schweiz noch vor zahlreichen Herausforderungen steht, wurden schon einige Fortschritte erzielt. So existieren bereits Netzwerke zwischen Akteuren und digitalen Plattformen, die den Datenaustausch verbessern und eine integrierte Versorgung ermöglichen. Auch aus regulatorischer Sicht wurden erste Schritte unternommen, wie beispielsweise die bevorstehende Revision des Bundesgesetzes über das Elektronische Patientendossier (EPDG).
Um die digitale Transformation im Gesundheitswesen voranzutreiben, empfiehlt Oliver Wyman zielgerichtete Massnahmen (Abbildung 2). Hersteller sollten den gesundheitsökonomischen Mehrwert ihrer Innovationen herausarbeiten. Leistungserbringer sollten digitale Lösungen zur Verbesserung von Ergebnissen und Effizienz nutzen, während sich Krankenversicherungen auf einen gemeinsamen Weg für die Gestaltung der regulatorischen Rahmenbedingungen bei der Erstattung digitaler Lösung einigen sollten. Patienten sollten digitale Gesundheitslösungen stärker nutzen und eine aktive Rolle in der Steuerung ihrer eigenen Gesundheit einnehmen. Schliesslich muss es auf politischer Ebene das Ziel sein, förderliche gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen, Anreize für die Akteure übergreifende Zusammenarbeit zu setzen, sowie nationale Standards für Infrastruktur und Daten zu definieren.
Eine erfolgreiche Beschleunigung der digitalen Transformation bietet eine Vielzahl von Vorteilen, die zur zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz beitragen dürften (Abbildung 3). Neben Kosteneinsparungen und Effizienzgewinnen können beispielsweise die Diagnosen und Pflege optimiert werden oder die Stellung der Schweiz als Zentrum für die Life-Sciences-Industrie gesichert werden.
Eckdaten zur Studie über die digitale Transformation im Schweizer Gesundheitswesen
Diese Studie untersucht die Gründe für die schleppende Digitalisierung im Gesundheitswesen und beleuchtet die Bedenken der einzelnen Akteure. Die Ergebnisse zeigen die Dringlichkeit für die Schweiz, Chancen der digitalen Transformation im Gesundheitswesen zu nutzen und Akteure dazu zu motivieren, den Wandel mitzutragen. Die vorliegende Studie zur digitalen Gesundheitstransformation in der Schweiz wurde im ersten Quartal 2024 durchgeführt. An der Umfrage nahmen 67 Schweizer Gesundheitsexperten aus dem mittleren und oberen Management teil. Repräsentiert sind alle Akteure des Schweizer Gesundheitswesens, einschliesslich Leistungserbringer, Krankenversicherungen, Hersteller, Start-ups, Stiftungen und NGOs sowie Schweizer Regierungsstellen. Durch webbasierte Umfragen und persönliche Interviews wurde eine breite Palette von Perspektiven und Einblicken zum Stand der Digitalisierung des Gesundheitswesens in der Schweiz erfasst, mit dem Ziel, ein ganzheitliches Verständnis der digitalen Gesundheitslandschaft abzubilden.